Antwort N° 2 Teil 3:“Ich bin schwanger!“

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Gerade hat eine Freundin angerufen. Nach fünf Jahren sehnsüchtiger Warterei und Hormonexperimenten ist sie endlich schwanger –  auf natürlichem Wege. Sie selbst weiß es erst seit drei Tagen, ist in der sechsten Woche. Eine wunderschöne Nachricht! Und während ich mich mit ihr freue, erinnere ich mich daran, was für ein besonderer Moment dieses erste „Ich bin schwanger“ ist. Wie schwer zu realisieren, wie unglaublich. Verbunden mit Unsicherheit und widersprüchlichen Gefühlen. Ist es wirklich der richtige Zeitpunkt? Was passiert da? Habe ich nicht letzte Woche was getrunken oder sonst was falsch gemacht? Bis dahin basierte mein Wissen von Schwangerschaften auf Fernsehserien und Hollywoodfilmen (und das Kind wird immer in der Weihnachtsepisode geboren!). Ich erinnere mich, wie ich völlig irritiert vom Frauenarzt kam. Ich erhielt ein wenig aussagekräftiges Ultraschallbild, den Mutterpass, eine „Verboten!“-Liste und einen Termin ‘nen Monat später. Der kleine, unscheinbare Punkt auf dem Ultraschallbild bestätigte die Schwangerschaft, aber was würde jetzt passieren? Wie geht es weiter? Das war das prägendste Gefühl dieser Zeit: Das sich jetzt irgendetwas ändern müsse, dass ich etwas tun muss. Mein Muttersein begann mit Freude, Irritation und vor allem Ahnungslosigkeit.

Heute weiß ich: Nee. Muss ich nicht. Irgendwie weiß mein Körper ganz allein, was zu tun ist. Da findet ganz nebenbei ein Wunder statt, ohne bewusste Steuerung. Mutter und Umfeld dürfen staunend zusehen und all die Arztbesuche, Ultraschalls und anderen Untersuchungen dienen nur der Beobachtung. Mehr passiert erst mal nicht. Von außen betrachtet. Tatsächlich passiert extrem viel! In einem recht kleinen Organ, von der Größe einer Birne und nur 30 – 120g schwer, wächst ein eigenständiges Lebewesen heran, das am Ende selbst 3-4 kg schwer ist. Ein Wesen mit einer anderen Blutgruppe als meiner und auch sonst nur 50% genetischer Übereinstimmung und trotzdem stößt mein Körper es nicht ab. Wenn sich das auf Transplantationen übertragen ließe… In mir schlägt ein zweites kleines Herz in seiner eigenen, schnellen Frequenz, ein hektisches Stakkato. Nicht mal ein Jahr vergeht und mein Körper muss sich mit einem Viertel mehr Körpergewicht rumschlagen (vor allem mein Rücken). Mein Hormonhaushalt wird durcheinandergewürfelt (und die Umstellung von Schwangerschaft auf Stillen hat mich gelehrt den größten Respekt vor Hormonen zu haben)… Und trotz dieses Wunders, war ich so in meine Abschlussarbeit vertieft, dass die Schwangerschaft völlig in den Hintergrund geriet. Ich kann nun verstehen, wie manche diesen Zustand lange verdrängen und alle Symptome anders interpretieren können. Erst als die Kugelzeit begann, konnte ich die Schwangerschaft richtig realisieren. Die Ahnungslosigkeit vom Anfang war geduldiger Neugier gewichen. Ein ruhiges Abwarten und Genießen. Den Bauch streicheln, die Zweisamkeit genießen, Zwiegespräche mit dem Kind (vor allem nachts, wenn ich nicht einschlafen konnte), Herumspinnen mit meinem Freund – wie es wohl wird? Mein Kind machte mir den Gefallen und dehnte die Schwangerschaft so lange wie möglich aus. Ich bestaunte dieses Wunder und war fassungslos und fasziniert zugleich, was mein Körper  – was ich – da kann.

 

Nachtrag:

Du bist schwanger? Geh ins Kino! Egal ob jemand mitkommt oder nicht – du bist ja eh nicht allein.

Rat einer erfahrenen Mutter als sie von meiner ersten Schwangerschaft erfuhr. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch. „ach was! Kino ist doch nichts so besonderes und ab und zu ein babysitter wird schon drin sein.“ Ich war seither nie wieder im Kino…

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